aus: Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung Friedrich-Alexander-Universitaet Erlangen-Nuernberg, 11.11.2003
Nur an einem Typ von Eiweissstruktur mangelt es Patienten mit einer erblichen Erkrankung, die relativ haeufig auftritt und schwere Muskelschaeden bewirkt. Dieses Protein steht nicht in ausreichender Menge zur Verfuegung, weil das zugehoerige Gen, der Bauplan, in den meisten Faellen durch Mutationen beeintraechtigt ist oder sogar fehlt. Nun zeichnet sich erstmals ein Weg ab, der spinalen Muskelatrophie - einer Erbkrankheit, die toedlich verlaufen kann - zu begegnen. Die Stelle des defekten Gens koennte eine Kopie einnehmen, die zwar vorhanden, aber nicht ausreichend aktiv ist. Am Lehrstuhl fuer Neuropathologie der Universitaet Erlangen-Nuernberg hat die Arbeitsgruppe um Dr. Eric Hahnen in Zusammenarbeit mit der Humangenetikerin Prof. Dr. Brunhilde Wirth aus Koeln ein Medikament ausfindig gemacht, das dieses zweite Gen in Aktion setzt.
Der Mangel, der die Krankheitssymptome ausloest, betrifft das sogenannte SMN-Protein. Die Erlanger Gruppe am Lehrstuhl von Prof. Dr. Ingmar Bluemcke und die Koelner Humangenetikerin stellten fest, dass das Medikament Valproinsaeure in experimentellen Schnittkulturen des Gehirns die Menge dieses Proteins erhoeht. Valproinsaeure wird seit Jahrzehnten fuer die Behandlung von Epilepsien verwendet.
Das durch Mutationen ausgeschaltete, als SMN1 bezeichnete Gen, das eigentlich die Vorlage fuer die Proteinproduktion abgeben sollte, laesst sich durch dieses Medikament zwar nicht aktivieren. Eine zweite Kopie des Gens (SMN2) kann aber dessen Funktion in den Nervenzellen uebernehmen. Genau auf den Mechanismus der Aktivierung dieses zweiten Gens zielt die neue Therapieoption mit Valproinsaeure.
Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.uni-erlangen.de/infocenter/presse/pressemitteilungen/forschung_2003/11/674hahnen.shtml
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