aus: Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung Deutsches Krebsforschungszentrum, 08.03.2004
Im Deutschen Krebsforschungszentrum konnten Wissenschaftler kuerzlich an Maeusen zeigen, dass eine Querschnittslaehmung durch Blockade des programmierten Zelltods rueckgaengig gemacht werden kann.
Querschnittslaehmungen sind meist die Folge von Verletzungen des Rueckenmarks bei Unfaellen, koennen aber auch durch Tumorerkrankungen hervorgerufen werden. Ist das Rueckenmark durchtrennt, werden Informationen vom Gehirn nicht mehr an die Gliedmassen weitergeleitet. Nach der eigentlichen Verletzung der Nervenbahnen laufen biologische Prozesse ab - wie z. B. der programmierte Zelltod (Apoptose) - die das verletzte Gewebe noch weiter zerstoeren und dadurch zur dauerhaften Laehmung fuehren. Dr. Ana Martin-Villalba und Mitarbeiter aus der Abteilung Immungenetik unter der Leitung von Professor Dr. Peter Krammer beschreiben in der neuesten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature Medicine*, dass die Blockade eines Schluesselmolekuels der Apoptose die Faehigkeit zur koordinierten Bewegung der gelaehmten Extremitaeten wieder herstellt. Mit spezifischen Antikoerpern blockierten die Wissenschaftler das Protein CD95 L, das in Zellen, die das spezifische Rezeptorprotein CD95 tragen, die Selbstmordkaskade ausloest. Nach gezielter Verletzung des Rueckenmarks schnitten die antikoerperbehandelten Maeuse bei speziellen Geschicklichkeitstests deutlich besser ab als die Kontrolltiere. Im Gewebeschnitt liessen sich bei den behandelten Tieren ausserdem wieder auswachsende Nervenfasern jenseits der Stelle der Verletzung nachweisen. Die Antikoerperbehandlung verhinderte auch das Absterben der Oligodendrozyten, die die kabelartigen Nervenfasern elektrisch isolieren und so die Signaluebertragung erst ermoeglichen. Bei unter 40jaehrigen sind Hirn- und Rueckenmarksverletzungen die Hauptursache fuer Tod und Schwerbehinderung. Die gezielte Blockade der Apoptose koennte in Zukunft eine Moeglichkeit darstellen, verletzte Nerven vor weiterer Zerstoerung zu schuetzen und so einer lebenslangen Laehmung vorzubeugen. *Deana Demjen, Stefan Klussmann et al.: Neutralization of CD95 ligand promotes regeneration and functional recovery after spinal cord injury. Nature Medicine, April 2004
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Dr. Julia Rautenstrauch Presse- und Oeffentlichkeitsarbeit Deutsches Krebsforschungszentrum Im Neuenheimer Feld 280 69120 Heidelberg T:06221 42 2854 F:06221 42 2968 presse@dkfz.de
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