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Volkskrankheit Bluthochdruck: Was hilft?

bearbeitet von unserem(r) Redakteur(in) Roland Bruzek

25.04.12




aus: Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum - Herz- und
Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen, Anna Reiss, 24.04.2012

Bei schwer einstellbarem Bluthochdruck zeigt die dauerhafte Stimulation an
den Halsschlagadern gute Ergebnisse


Klein und kompakt wie ein Herzschrittmacher, verspricht ein in Deutschland
zugelassenes Gerät Hoffnung für Bluthochdruckpatienten, deren Werte trotz
regelmäßiger Medikamentengabe nicht normalisiert werden können. Es
stimuliert die Nervenenden an der Halsschlagader und führt damit zu einer
dauerhaften Blutdrucksenkung.

Langzeitergebnisse mit einem Vorläufermodell aus früheren Studien sind
vielversprechend, Komplikationen beim Eingriff eher selten. Allerdings
erkennen die Krankenkassen das innovative Therapieverfahren nicht an. Ein
Beispiel aus der Kardiologischen Klinik des Herz- und Diabeteszentrum NRW
(HDZ NRW), Bad Oeynhausen (Direktor: Prof. Dr. med. Dieter Horstkotte).

Mitte der 90-er Jahre erfährt Karola Söfker, daß sie schon seit vielen
Jahren unter zu hohem Blutdruck (Hypertonie) leidet. Sie ist 44 Jahre alt,
als ihr Kreislauf zum ersten Mal zusammenbricht. Fast die Hälfte der
Erwachsenen in Deutschland ist von Bluthochdruck betroffen. Aber jeder
dritte weiß nicht von seiner chronischen Erkrankung. Über lange Zeit
unbemerkt, kann die Hypertonie das Herz, das Gehirn und die Nieren
lebensbedrohlich schädigen. Karola Söfkers konstant hoher Blutdruck führt
letztlich zu ihrer Frühpensionierung: Eine über Jahre verabreichte
medikamentöse Therapie bringt nicht den gewünschten Erfolg.
Nierenfunktionsstörungen, Diabetes und ein leichter Schlaganfall kommen
hinzu.

Die ehemalige Steueramtsrätin, die immer ein gesundes, sportlich aktives
Leben geführt hat, gibt die Hoffnung auf Besserung ihres
Gesundheitszustands nicht auf. Natürlich habe ich mich informiert und
erfahren, daß einige Patienten es trotz medikamentöser Therapie, verbunden
mit einer gesunden Lebensführung, nicht schaffen, ihren Blutdruck
dauerhaft unter Werte von 140/90 mm Hg zu senken, erzählt Karola Söfker.
Erblich bedingter Bluthochdruck

Etwa 95 Prozent aller Bluthochdruckpatienten tragen die Veranlagung zu
ihrer Erkrankung in sich. Die Einstellung mit Medikamenten kann sich
grundsätzlich über mehrere Monate hinziehen, erläutert Dr. Siegfried
Eckert, Hypertoniespezialist und Vorstandsmitglied der Deutschen
Hochdruckliga e.V.. Eckert ist Oberarzt der Kardiologischen Klinik des HDZ
NRW. Die Medikamenteneinstellung wird erschwert durch die Tatsache, daß
der Blutdruck im Laufe des Tages deutlichen Schwankungen unterworfen sein
kann. Auch besondere körperliche oder seelische Belastungen sowie die
Ernährungsgewohnheiten können dazu beitragen, daß mit Medikamenten kein
zufriedenstellendes Ergebnis erzielt wird. Zudem steigen die
Blutdruckwerte in der Regel im höheren Alter an.

Fast zehn Jahre muss Karola Söfker warten, ohne daß ihr Bluthochdruck auf
stabile Werte eingestellt werden kann. Sie trägt dadurch ein 20 bis
30-prozentiges Risiko zu einem ernsthaften kardiovaskulären Ereignis. 2005
erfährt sie von ihrem Hausarzt von neuen medizinischen Möglichkeiten zur
Behandlung des Bluthochdrucks. Die Therapie heißt Baroreflexstimulation,
sie wurde in Deutschland erstmals 2004 in einer großangelegten
europäischen Studie (DEBuT-HAT) unter Federführung der Kardiologischen
Klinik des Herz- und Diabeteszentrums NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen,
untersucht. Das Verfahren basiert auf der Idee, die an der Halsschlagader
befindlichen, sogenannten Barorezeptoren zu reizen. Die Rezeptoren sind
als Messfühler des Blutdrucks bekannt. Der Gedanke, über eine
elektrische Stimulation die Blutdruckhöhe zu beeinflussen, liegt daher
nahe.

Studie weist Wirksamkeit nach
Als eine von drei Studienteilnehmern in Bad Oeynhausen nimmt Karola Söfker
an der DEBuT-HAT-Studie teil, an der sich vier Herzzentren in Deutschland
mit zunächst zwölf Patienten beteiligen. In Vollnarkose werden ihr um
beide Halsgefäße Stimulationselektroden gelegt. Sie sind mit einem
Schrittmacher verbunden, der unter die Haut implantiert wird. Durch die
Stimulation werden den blutdruckregulierenden Zentren im Gehirn noch
höhere Werte vorgespielt. Eine Absenkung der Blutdruckwerte ist die
Folge. Der unkomplizierte Eingriff dauert etwa drei Stunden.
Europaweit werden die Ergebnisse von 43 Patienten ausgewertet. Sie sind
mehr als vielversprechend: Die Stimulation der Nerven in den Halsgefäßen,
die den Druck in den Gefäßen wahrnehmen, führt auch nach fünf Jahren zu
einer deutlichen und anhaltenden  Blutdrucksenkung: Bis über 50mmHg des
oberen (systolischen) Wertes und bis über 30mm Hg des unteren
(diastolischen) Wertes. Im Durchschnitt können zwei blutdrucksenkende
Medikamente eingespart werden.

Für Karola Söfker bedeutet die Baroreflexstimulation die Rückkehr zur
früheren Lebensqualität. Heute nimmt sie nur noch die Hälfte ihrer
früheren Medikamentendosis ein. Diabetes mellitus ist nicht mehr
nachweisbar. Ich bin ein neuer Mensch, sagt sie. Sie fühlt sich
beschwerdefrei und kann wieder ihren sportlichen Aktivitäten nachkommen.
Für sie ist es unverständlich, dass die nachweislich erfolgreiche Therapie
für medikamentös schwer einzustellende Patienten von den Krankenkassen
nicht übernommen wird. Die Kosten müssten sich angesichts meiner
langjährigen erfolglosen Behandlung einschließlich der mit dem
Bluthochdruck verbundenen Komplikationen doch mehr als die Waage halten,
meint sie. Dabei sei noch nicht berücksichtigt, dass sie vorzeitig aus dem
Berufsleben ausscheiden musste.

Dr. Siegfried Eckert hat als Kardiologe und Studienleiter vor allem die
Sicherheit und Effizienz des Verfahrens für seine Patienten im Blick: Es
war schwierig, Patienten und ihre behandelnden Ärzte für diese neue
Behandlungsmethode zu begeistern. Sie ist besonders sicher, da eine
Überprüfung der Werte stattfinden kann, schon während die Sonde angelegt
wird. Dosis und Wirkung können bereits während des Eingriffs, aber auch zu
jedem späteren Zeitpunkt angeglichen werden.
Seit einigen Monaten steht jetzt ein neues, kleineres Gerät zur Verfügung,
dass außerhalb von Studien eingesetzt werden kann. Es ist mit nur noch
einer Elektrode verbunden, die auf ein Halsgefäß aufgenäht wird. Der
Schrittmacher ist kleiner bei längerer Laufzeit der Batterie, so dass ein
Wechsel nicht mehr so häufig erforderlich ist. Aktuell bieten nur fünf
Zentren in Deutschland die Baroreflexstimulation routinemäßig an. Das
Herz- und Diabeteszentrum NRW führt Gespräche mit den Krankenkassen.
Patienten, bei denen trotz komplexer Kombinationstherapie die Hypertonie
unkontrolliert ist, haben ein hohes Risiko, innerhalb von zehn Jahren
einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden, erläutert Prof.
Dr. Dieter Horstkotte, Direktor der Kardiologischen Klinik. Die
Baroreflexstimulation ist für diese Hochrisikopatienten die richtige
Therapie.

Alternativen zur medikamentösen Therapie
Welche Alternativen bieten sich für Patienten, bei denen trotz
zusätzlicher Medikamente keine Absenkung der erhöhten Blutdruckwerte mehr
erzielt werden kann?  Seit 2010 wird ein Katheterverfahren angewendet, das
Nervengewebe in den Nierengefäßen verödet. Der endgültige Wirkmechanismus
dieser Nierenablation ist noch nicht geklärt. Ein spezieller steuerbarer
Katheter wird über ein Leistengefäß an verschiedene Stellen in jeweils
beide Nierengefässe vorgebracht. Die durch Verödung abgeschwächten
Nervenimpulse reduzieren unter anderem die Ausschüttung von Hormonen, die
das Zusammenziehen von Gefäßen begünstigen und damit den Blutdruck
beeinflussen.
Diese Behandlung, die etwa 40 bis 60 Minuten dauert, wird von den
Krankenkassen zumindest teilweise vergütet. Im Gegensatz zur
Baroreflexstimulation kann die Effektivität der Ablation während des
Eingriffs aber nicht überprüft werden, erläutert Oberarzt Dr. Eckert.
Bei 38 Prozent der Patienten, die in wissenschaftlichen Studien
untersucht wurden, konnte der Blutdruck normalisiert werden. Bei zehn
Prozent zeigte sich gar keine Wirkung. Nach unseren Erfahrungen sehen wir
bei etwa 20 Prozent der behandelten Patienten keine Blutdrucksenkung.
Die Deutsche Hochdruckgesellschaft hat sich den mit den neuen
Therapiemöglichkeiten verbundenen Herausforderungen gestellt und auf
Initiative des Bad Oeynhausener Kardiologen eine Kommission zur
Interventionellen Hochdruckbehandlung gegründet. Gemeinsam mit den
Deutschen Gesellschaften für Kardiologie und Nephrologie liegt eine erste
Stellungnahme zur so genannten renalen Denervation vor. Hier werden
erstmals Behandlungs-Leitlinien zur Durchführung und Nachbetreuung
dargestellt, die für alle großen Zentren in Deutschland verbindlich sein
sollen.

Baroreflexstimulation - Die Fakten

  • Klinische Erfahrung: seit 2005
  • Weltweit ca. 200 Systeme (Fa. CVRx)
  • Operationsdauer: 2-3 Stunden
  • Komplikationsrate: gering
  • Batterielebensdauer: ca. 5 Jahre
  • Kosten pro Implantation: ca. 30.000 Euro


Volkskrankheit Bluthochdruck

  • rd. 30 Millionen Deutsche leiden an arterieller Hypertonie(Bluthochdruck).
  • Krankenkassen tragen mehrere Milliarden Euro /Jahr für die Therapie von Bluthochdruck.
  • Symptome: Kopfschmerzen, Schwindel, Ohrensausen, Nasenbluten.
  • Prävention: Änderung des Lebenswandels, gesunde Ernährung, Bewegung/Sport, Verzicht auf Nikotin und Alkohol.
  • Therapie: Kombinationstherapie (Medikamentös und nicht-medikamentös), bei Hochrisikopatienten: Baroreflexstimulation, Nierenablation.
  • Ein Wert von 140/90 mmHg oder höher gilt als Bluthochdruck (WHO). Eine schwere Hypertonie besteht ab einem Wert von 160/90 mmHg.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hdz-nrw.de

Quelle: Pressemitteilung inkl. Bilder:
http://idw-online.de/de/news474255



aus dem Newsletter Apr-2012 von Physioweb.de
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